Bundespatentgericht:
Beschluss vom 7. März 2007
Aktenzeichen: 32 W (pat) 93/05

(BPatG: Beschluss v. 07.03.2007, Az.: 32 W (pat) 93/05)




Zusammenfassung der Gerichtsentscheidung

Die Anmelderin hat eine Wortmarke mit dem Namen "Fisch und fertig" für verschiedene Lebensmittel beantragt. Die Markenstelle des Deutschen Patent- und Markenamts hat den Antrag abgelehnt, da die Wortfolge beschreibend sei und keine Unterscheidungskraft habe. Die Beschwerde der Anmelderin gegen diese Entscheidung hat das Bundespatentgericht nun für zulässig und begründet erklärt. Die Bezeichnung "Fisch und fertig" erfülle das Mindestmaß an Unterscheidungskraft und sei geeignet, vom Verkehr als Unterscheidungsmittel für die beanspruchten Waren wahrgenommen zu werden. Die Wortmarke sei ein witziges Wortspiel, das auf der bekannten Redewendung "fix und fertig" basiere. Die Mehrdeutigkeit und Interpretationsbedürftigkeit der Wortfolge schließe zudem ein Freihaltebedürfnis aus. Zur Begründung führt das Gericht an, dass die angemeldete Marke keine direkte Beschreibung der beworbenen Gewürze oder Instantpulver beinhaltet. Die Internet-Recherche der Markenstelle, die als Grundlage für die Ablehnung diente, bestätigte diese Einschätzung nicht. Die Entscheidung der Markenstelle wurde deshalb aufgehoben.




Die Gerichtsentscheidung im Volltext:

BPatG: Beschluss v. 07.03.2007, Az: 32 W (pat) 93/05


Tenor

Auf die Beschwerde der Anmelderin wird der Beschluss der Markenstelle für Klasse 30 des Deutschen Patent- und Markenamts vom 16. August 2005 aufgehoben.

Gründe

I.

Am 14. Oktober 2004 wurde die Wortmarke Fisch und fertigzur Eintragung für die Waren

"Gewürze, Gewürzmischungen, Paniermischungen, insbesondere Mehl und/oder Semmelbrösel und Gewürze enthaltend, Instantpulver zur Herstellung von Saucen, sämtliche Waren insbesondere für Fisch"

angemeldet.

Die Markenstelle für Klasse 30 des Deutschen Patent- und Markenamts hat die Anmeldung nach vorangegangener Beanstandung, der Ergebnisse einer Internet-Recherche beigefügt waren, mit Beschluss einer Regierungsangestellten im höheren Dienst vom 16. August 2005 wegen fehlender Unterscheidungskraft (§ 8 Abs. 2 Nr. 1 MarkenG) zurückgewiesen. Der Verkehr werde die angemeldete Wortfolge aufgrund ihres allgemein verständlichen beschreibenden Gehalts (Hinweis auf eine schnelle Zubereitungsmöglichkeit für Fisch, angelehnt an die bekannte Redewendung "fix und fertig") nicht als betriebliche Herkunftsbezeichnung verstehen. Er sei vielmehr daran gewöhnt, dass sich die Werbesprache verkürzter, plakativer Ausdrucksweisen bediene, um Sachverhalte kurz, schnell und unkompliziert zu vermitteln.

Gegen diese Entscheidung richtet sich die Beschwerde der Anmelderin. Sie stellt den Antrag, den Beschluss der Markenstelle für Klasse 30 vom 16. August 2005 aufzuheben und dem Deutschen Patent- und Markenamt die Eintragung der angemeldeten Marke aufzugeben.

Der angemeldeten Wortfolge fehle nicht jegliche Unterscheidungskraft, weil sie kurz und originell sei (wortwitzige Umbildung der bekannten Redewendung "fix und fertig") und von daher auch ein hohes Maß an Einprägsamkeit und Prägnanz aufweise. Im Übrigen sei die Bezeichnung, wie die Markenstelle zu einem gewissen Grad selbst einräume, auch mehrdeutig, da - bezogen auf die beanspruchten Waren - unterschiedliche Interpretationen möglich seien. Diese Mehrdeutigkeit der nicht ausschließlich aus beschreibenden Angaben bestehenden Wortfolge schließe zudem ein Freihaltebedürfnis aus. Die dem ersten Beanstandungsbescheid beigefügten Internet-Fundstellen beträfen nicht die beanspruchten Waren, sondern Dienstleistungen der Gastronomie und deuteten auf eine markenmäßige Verwendung hin. Ergänzend verweist die Anmelderin auf einige ihrer Ansicht nach vergleichbare eingetragene Marken.

Wegen sonstiger Einzelheiten wird auf den Inhalt der Amts- und Gerichtsakten Bezug genommen.

II.

Die Beschwerde der Anmelderin ist zulässig und begründet. Einer Eintragung der angemeldeten Wortfolge als Marke für die beanspruchten Erzeugnisse des Lebensmittelsektors in Klasse 30 stehen keine Schutzhindernisse nach § 8 Abs. 2 Nrn. 1 und 2 MarkenG entgegen.

a) Die Bezeichnung "Fisch und fertig" weist das erforderliche Mindestmaß an Unterscheidungskraft (§ 8 Abs. 2 Nr. 1 MarkenG) auf. Sie ist (konkret) geeignet, vom Verkehr als Unterscheidungsmittel für die beanspruchten Waren eines Unternehmens gegenüber solchen anderer Unternehmen aufgefasst zu werden (vgl. EuGH GRUR 2006, 233, 235, Nr. 45 - Standbeutel; BGH GRUR 2005, 417, 418 - BerlinCard; GRUR 2006, 850, 854, Nr. 18, 19 - FUSSBALL WM 2006). Bei Wortmarken ist nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs von fehlender Unterscheidungskraft nur dann auszugehen, wenn der Marke ein für die beanspruchten Waren im Vordergrund stehender beschreibender Sinngehalt zugeordnet werden kann oder wenn es sich um ein gebräuchliches Wort bzw. eine Wortfolge der deutschen Sprache oder einer bekannten Fremdsprache handelt, das (die) vom Verkehr, etwa wegen einer entsprechenden Verwendung in der Werbung oder in den Medien, stets nur als solches und nicht als Unterscheidungsmittel verstanden wird (st. Rspr.; vgl. BGH GRUR 2003, 1050 - Cityservice; - FUSSBALL WM 2006, a. a. O.).

Die angemeldete Marke stellt ein witziges Wortspiel dar, welches die allgemein bekannte Redewendung "fix und fertig" variiert. Es mag durchaus sein, dass diesem Slogan zugleich eine beträchtliche Werbewirkung zukommt. Hier handelt es sich aber - wie die Anmelderin zu Recht herausstellt - um einen kurzen, prägnanten und originellen Spruch (ohne dass es darauf ankäme, ob die Anmelderin selbst diesen kreiert hat), der zudem, im Blick auf die konkreten Waren, mehrdeutig und interpretationsbedürftig ist (vgl. Ströbele/Hacker, MarkenG, 8. Aufl., § 8 Rdn. 116 m. w. Nachw.). Er ist deshalb geeignet, einen Hinweis auf die betriebliche Herkunft so gekennzeichneter Erzeugnisse zu geben.

b) Für die beanspruchten Waren stellt "Fisch und fertig" in der Gesamtheit, auf die maßgeblich abzustellen ist, keine unmittelbar beschreibende Bezeichnung (Produktmerkmalsangabe) i. S. d. § 8 Abs. 2 Nr. 2 MarkenG dar. Über Art und Beschaffenheit der Gewürze usw. besagt die angemeldete Bezeichnung nichts. Die Bestimmung - schnelle Zubereitung von Fischgerichten - wird in einer durchaus phantasievollen Weise (mittelbar) angedeutet. Insoweit weist die Marke zwar einen deutlich warenbezogenen Anklang auf (im Sinne einer sog. sprechenden Marke), es handelt sich aber nicht um eine unmittelbar deskriptive Angabe oder gar um einen generischen Gesamtbegriff (vgl. Ströbele/Hacker, a. a. O., § 8 Rdn. 196; s. auch Senatsbeschluss GRUR 2006, 155, 157 - Salatfix). Von daher unterliegt die Anmeldung nicht dem Allgemeininteresse an der Freihaltung von Monopolrechten eines einzelnen Unternehmens.

Die Internet-Recherche der Markenstelle, die dem ersten Beanstandungsbescheid beigefügt war, gibt zu keiner anderen Beurteilung Anlass. Fundstellen, in denen die Wörter "Fisch" und "fertig", verbunden mit bzw. getrennt durch sonstige Wörter (d. h. andere als das Bindewort "und"), enthalten sind, kommt von vornherein keine Aussagekraft zu. Die - wenigen - Treffer, welche die Wortfolge in der angemeldeten Form enthalten, lassen durchweg einen marken- (oder firmen-)mäßigen Gebrauch erkennen.

c) Auf die sonstigen Argumente der Anmelderin einzugehen, insbesondere die Bedeutung der Eintragung anderer - vermeintlich ähnlicher - Wortmarken auf dem vorliegenden Warengebiet, hält der Senat nicht für erforderlich.

Der angefochtene Beschluss der Markenstelle kann deshalb keinen Bestand haben und ist auf die Beschwerde hin aufzuheben.






BPatG:
Beschluss v. 07.03.2007
Az: 32 W (pat) 93/05


Link zum Urteil:
https://www.admody.com/gerichtsentscheidung/46133f6585da/BPatG_Beschluss_vom_7-Maerz-2007_Az_32-W-pat-93-05


Admody

Rechtsanwälte Aktiengesellschaft

Theaterstraße 14 C
30159 Hannover
Deutschland


Tel.: +49 (0) 511 60 49 81 27
Fax: +49 (0) 511 67 43 24 73

service@admody.com
www.admody.com

Kontaktformular
Rückrufbitte



Für Recht.
Für geistiges Eigentum.
Für Schutz vor unlauterem Wettbewerb.
Für Unternehmen.
Für Sie.



Justitia

 


Bundesweite Dienstleistungen:

  • Beratung
  • Gerichtliche Vertretung
  • Außergerichtliche Vertretung

Rechtsgebiete:

Gewerblicher Rechtsschutz

  • Markenrecht
  • Wettbewerbsrecht
  • Domainrecht
  • Lizenzrecht
  • Designrecht
  • Urheberrecht
  • Patentrecht
  • Lauterkeitsrecht
  • Namensrecht

Handels- & Gesellschaftsrecht

  • Kapitalgesellschaftsrecht
  • Personengesellschaftsrecht
  • Handelsgeschäftsrecht
  • Handelsstandsrecht
  • Internationales Kaufrecht
  • Internationales Gesellschaftsrecht
  • Konzernrecht
  • Umwandlungsrecht
  • Kartellrecht
  • Wirtschaftsrecht

IT-Recht

  • Vertragsrecht der Informationstechnologien
  • Recht des elektronischen Geschäftsverkehrs
  • Immaterialgüterrecht
  • Datenschutzrecht
  • Telekommunikationsrecht


Diese Seite teilen (soziale Medien):

LinkedIn+ Social Share Twitter Social Share Google+ Social Share Facebook Social Share








Admody Rechtsanwälte Aktiengesellschaft



Jetzt Kontakt aufnehmen:

Per Telefon: +49 (0) 511 60 49 81 27.

Per E-Mail: service@admody.com.

Zum Kontaktformular.





Admody Rechtsanwälte Aktiengesellschaft Stamp Logo




Hinweise zur Urteilsdatenbank:
Bitte beachten Sie, dass das in der Urteilsdatenbank veröffentlichte Urteil weder eine rechtliche noch tatsächliche Meinung der Admody Rechtsanwälte Aktiengesellschaft widerspiegelt. Es wird für den Inhalt keine Haftung übernommen, insbesondere kann die Lektüre eines Urteils keine Beratung im Einzelfall ersetzen. Bitte verlassen Sie sich nicht darauf, dass die Entscheidung in der hier angegeben Art und Weise Bestand hat oder von anderen Gerichten in ähnlicher Weise entschieden werden würde.

Sollten Sie sich auf die angegebene Entscheidung [BPatG: Beschluss v. 07.03.2007, Az.: 32 W (pat) 93/05] verlassen wollen, so bitten Sie das angegebene Gericht um die Übersendung einer Kopie oder schlagen in zitierfähigen Werken diese Entscheidung nach.
Durch die Bereitstellung oder Zusammenfassung einer Entscheidung wird weder ein Mandatsverhähltnis begründet noch angebahnt.
Sollten Sie eine rechtliche Beratung und/oder eine Ersteinschätzung Ihres Falles wünschen, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren.


"Admody" und das Admody-Logo sind registrierte Marken von
Rechtsanwalt Sebastian Höhne, LL.M., LL.M.

01.12.2023 - 17:07 Uhr

Tag-Cloud:
Rechtsanwalt Domainrecht - Rechtsanwalt Internetrecht - Rechtsanwalt Markenrecht - Rechtsanwalt Medienrecht - Rechtsanwalt Wettbewerbsrecht - Mitbewerber abmahnen lassen - PayPal Konto gesperrt


Aus der Urteilsdatenbank
FG Baden-Württemberg, Urteil vom 11. Mai 2011, Az.: 14 K 4038/08OLG Stuttgart, Urteil vom 4. Juli 2013, Az.: 2 U 157/12OLG München, Beschluss vom 25. Februar 2010, Az.: 31 Wx 32/10BPatG, Beschluss vom 27. Februar 2002, Az.: 32 W (pat) 59/01BPatG, Beschluss vom 25. September 2002, Az.: 32 W (pat) 13/02OLG Köln, Urteil vom 4. April 2003, Az.: 6 U 192/02OLG Köln, Urteil vom 30. Juli 2002, Az.: 9 U 196/01AG Dortmund, Urteil vom 26. November 2013, Az.: 512 C 42/13BPatG, Beschluss vom 3. Juli 2002, Az.: 20 W (pat) 47/00LG Düsseldorf, Urteil vom 14. März 2006, Az.: 4b O 119/05